Aargauer Zeitung 30. November 2006

«Plötzlich wurde es praktisch Nacht»

28.11.2006 - OLTEN - Brand beim Arkadis-Zentrum

Der Brand vom Dienstag richtete am Arkadis-Zentrum Schaden von 2–3 Mio. Franken an – Brandursache unklar.

ANDREAS AFFOLTER

Dichte Rauchschwaden stiegen am Arkadis-Gebäude auf (links), in dem Personen wegen des Brands im Durchgang eingeschlossen waren.Der Sachschaden nach dem Brand vom Dienstag beim Arkadis-Zentrum in Olten ist mit 2 bis 3 Mio. Franken wesentlich grösser als angenommen. Noch ist das Arkadis-Team dabei, das Geschehene zu verarbeiten. Sie wissen: «Es hätte schlimmer kommen können.»

«Es war ein Horror. Erst einen Tag danach wird mir so richtig bewusst, was vorgefallen ist – und was noch hätte passieren können», erzählt Heinrich Erne, fachlicher Leiter der Stiftung Arkadis. «Als der Alarm losging, besammelten wir uns zuerst in der Cafeteria, um durchs Haupttreppenhaus ins Freie zu gelangen. Aber im Treppenhaus quoll uns bereits dichter Rauch entgegen.» Später stellte sich heraus, dass die Schiebetür Richtung Innenhof wegen des dort ausgebrochenen Feuers bereits geborsten war und der Rauch so ins Gebäudeinnere drang. Eine zusätzliche Sogwirkung ergab sich durch die Oberlichter, die sich bei einem Brandalarm automatisch öffnen.

HALBE STUNDE BANGEN WARTENS

«Wir schützten uns mit Nastüchern, flohen zurück in den obersten Stock und schlossen uns in der Bibliothek ein», berichtet Erne weiter. «Da durch die Türritze noch Rauch drang, dichteten wir diese ab. Auch die Fenster haben sich aussen vom Russ schnell geschwärzt. So wurde es für uns praktisch Nacht.» Rund eine halbe Stunde harrte die Gruppe in dem Raum aus. «Ich versuchte die Leute zu beruhigen. Jemand sagte, er werde jetzt von der Terrasse runterspringen. Immerhin standen wir ja über Natel mit der Feuerwehr in Kontakt. Wahrscheinlich habe ich aber meine eigenen Befürchtungen einfach verdrängt.»

Schliesslich erlösten Feuerwehrleute in Atemschutzausrüstung die bange wartende Gruppe in der Bibliothek und führte sie auf die Terrasse, über der ebenfalls schwarze Schwaden schwebten. «Ich hätte mich nicht imstand gesehen, über eine normale Feuerwehrleiter nach unten zu klettern», blickt Ida Kupferschmid, die Kommunikationsverantwortliche der Stiftung, zurück. «Ich wäre wohl ohnmächtig geworden.» Sie hatte das Glück, als eine der Ersten im Korb der Autodrehleiter auf sicheren Boden zu gelangen.

Am Tag danach ist Erwin Ritter, Geschäftsführer der Stiftung Arkadis, zuerst einmal froh, dass es keine Schwerverletzten gegeben hat. Ein glücklicher Zufall wollte auch, dass sich weniger Kinder in der Heilpädagogischen Sonderschule, die in einem Stockwerk eingemietet ist, aufhielten als normalerweise, weil ein Lehrer mit seiner Klasse einen Museumsbesuch machte.

NIEMAND MEHR IM SPITAL

Der Geschäftsführer hält fest, dass der Schaden sehr viel höher sei: «Zwei bis drei Millionen Franken sind es bestimmt.» Auf zwei Seiten müsse die Fassade vollständig erneuert werden. Nichts Neues gibt es zur Brandursache zu vermelden. Diese ist noch unklar, die Hospitalisierten konnten aber das Spital verlassen.