Aargauer Zeitung 21. Februar 2007
ZWISCHEN «HORNER» UND LENZBURG Hier überquerte die Walkinggruppe
die Kantonsstrasse, um auf den gegenüberliegenden Feldweg zu gelangen. FRANK REISER

Die Walkerin hatte keine Chance am 20. Februar 2007

Lenzburg 27-jähriger Autofahrer fuhr ungebremst in fünfköpfige Sportlergruppe

Tragischer Unfall am Montagabend in Lenzburg. Auf der Anhöhe zwischen Restaurant Horner und Berufsschulkreuzung wurde eine Walkerin von einem Auto erfasst und tödlich verletzt. Eine Begleiterin erlitt leichte Verletzungen.

FRANK REISER

Es war gegen 19.45 Uhr, als die fünfköpfige Walkinggruppe sich der von Lenzburg nach Hendschiken führenden Kantonsstrasse näherte. Die drei Frauen und zwei Männer wollten auf der Anhöhe zwischen Restaurant Horner und Berufsschulkreuzung vom Hornerfeld her die Hauptstrasse überqueren, um auf den gegenüberliegenden und Richtung Wald führenden Feldweg zu gelangen. Die Strasse ist in diesem Abschnitt unbeleuchtet.

Zur gleichen Zeit fuhr der 27-jährige Lenker eines Kleinwagens von Lenzburg in Richtung Hendschiken. Ein Teil der Walkinggruppe hatte die Strasse bereits überquert, als der Automobilist mit seinem Fahrzeug ungebremst und mit grosser Wucht frontal in eine der Walkerinnen prallte. Die 51-jährige Frau aus der Umgebung hatte keine Chance: Sie wurde 40 Meter weggeschleudert und war auf der Stelle tot. Gleich hinter ihr lief eine weitere Walkerin, die grosses Glück hatte. Sie wurde zwar noch vom Auto gestreift, erlitt aber nur Prellungen.

Keine Hinweise auf Alkohol

«Nach heutigen Erkenntnissen hatte der Automobilist die Fussgängergruppe zu spät wahrgenommen», so die Polizei in der Medienmitteilung. Entsprechende Abklärungen seien im Gang. Wie Polizeisprecher Bernhard Graser auf Anfrage sagte, gebe es keine Hinweise darauf, dass der Automobilist unter Alkoholeinfluss gestanden hat. Die entnommenen Blut- und Urinproben sollen nun genauen Aufschluss darüber geben. Ausserdem gebe es keine Anzeichen auf eine Ablenkung des Autofahrers durch ein Mobiltelefon oder wegen Verpflegung am Steuer.

Fest steht, dass der Automobilist auf seiner Fahrt von der Stadt in Richtung Hendschiken beim Lichtsignal bei der Berufsschule grünes Licht hatte und nicht anhalten musste. Er konnte die Kreuzung mit den erlaubten 60 km/h überqueren und sodann auf 80 km/h beschleunigen. Laut Polizei gibt es keine Anzeichen auf eine übersetzte Geschwindigkeit. Weil jedoch keine Bremsspuren vorhanden sind, dürfte die Ermittlung der tatsächlich gefahrenen Geschwindigkeit schwierig werden.

Polizei sucht zweiten Autofahrer

Fest steht ausserdem: Die fünf Walkerinnen und Walker waren mit handelsüblichen Läuferutensilien bekleidet, die mit reflektierenden Elementen ausgestattet sind, und eine Person der Gruppe trug sogar eine Warnweste. Die tödlich verletzte Frau hatte überdies eine Stirnlampe bei sich. Dass es an dieser eigentlich übersichtlichen Stelle mit nahezu geradem Strassenverlauf zu einem solch schlimmen Unfall kommen konnte, ist ein Rätsel. Warum hat der Automobilist die Gruppe nicht wahrgenommen? Haben die Walkerinnen und Walker das nahende Auto nicht bemerkt? Gemäss ersten Aussagen hätten sie sich vor dem Überqueren der Strasse vergewissert, dass diese frei sei, und seien dann vom auftauchenden Auto völlig überrascht worden, so Polizeisprecher Graser. Mehr Angaben zum Unfallhergang erhofft sich die Polizei von einem bisher noch unbekannten Autofahrer, der hinter dem 27-jährigen Unfallfahrer unterwegs war. Obwohl sich direkt vor seinen Augen ein schwerer Unfall ereignete, fuhr er einfach weiter. Auch das wirft Fragen auf. Dieser Lenker wird dringend gebeten, sich bei der Kapo in Aarau zu melden (062 836 55 55).