Feuerwehr findet Leiche in Villa Häusler
Lenzburg
Noch wird untersucht, ob das Opfer ein Holzbildhauer ist, der seine
Werke im Haus ausstellte
Was bei einem Feuerwehr-Grosseinsatz
gestern in Lenzburg zunächst nur zu befürchten war, wurde
bald zur Gewissheit. Feuerwehr und
Rettungsdienst mussten
nach dem Löscheinsatz einen Leichnam aus dem völlig ausgebrannten
obersten Stock der Villa Häusler bergen.
ALOIS FELBER
Es war um 6.15 Uhr, als Anwohner des ehemaligen Fabrikantenwohnhauses
an der Angelrainstrasse 6 gestern den Brand bemerkten. Dichter Rauch
stieg aus dem herrschaftlichen Haus, das der Stadt gehört.
Das Gebäude stand zwar seit Ende letzten Jahres leer. Doch
die Stadt hatte es unlängst dem Holzbildhauer Mü (alias
Heinz) Muff zur Verfügung gestellt, der darin noch bis Ende
April seine Werke ausstellte. Deshalb war von Anfang an nicht auszuschliessen,
dass sich noch jemand im Haus befand, wie der Lenzburger Feuerwehr-Einsatzleiter
Fritz Frey erklärte. Er war als einer der Ersten auf dem Brandplatz.
Man sei sofort ins Haus hineingegangen und habe es abgesucht, so
Frey. Allerdings standen der oberste Stock und der Dachboden bereits
in Vollbrand, und ein Vordringen dorthin war nicht mehr möglich.
Die Flammen schlugen zu diesem Zeitpunkt denn auch schon auf der
ganzen Breite aus dem Dach heraus. Die Rauchfahne des Brandes war
von weither zu sehen. Der andernorts in Lenzburg wohnende Holzbildhauer
galt vorerst als vermisst.
Löschtrupp
stiess auf Leichnam
Um das Feuer einzudämmen, starteten die Feuerwehrleute
einen massiven Innenangriff. Nach der zusätzlichen Alarmierung
der Feuerwehren Staufen und Chestenberg standen insgesamt 13 Atemschutztrupps
im Einsatz. Von aussen wurden sie unter anderem mit der Autodrehleiter
unterstützt. Laut Frey war der Brand nach etwa einer halben
Stunde unter Kontrolle. Die weiteren Lösch- und Nachlöscharbeiten
sollten aber noch bis in die Mittagsstunden andauern.
Dabei wurde kurz vor 8 Uhr zur Gewissheit, was zuvor nur vermutet
werden konnte. Im Haus gab es ein Todesopfer. Im obersten Stock
traf ein Atemschutztrupp aus Staufen beim Vorrücken auf eine
männliche Leiche. Feuerwehr- und Rettungsdienstleute mussten
den Toten bergen. Ob es sich dabei tatsächlich um den vermissten
Holzbildhauer handelte, konnte die Polizei gestern allerdings noch
nicht bestätigen. Zur Identifizierung muss eine DNA-Analyse
durchgeführt werden. Auch blieben die Todesursache und die
Ursache des Brandes vorerst noch im Dunkeln. Die Hintergründe
der Feuersbrunst sind damit noch völlig unklar, wie Kapo-Informationschef
Rudolf Woodtli betonte. Auch zur Frage, ob ein Suizid stattgefunden
hat, konnte die Polizei noch nichts sagen. Laut Woodtli lokalisierten
die Brandermittler jedoch den Brandherd im gleichen Raum, in dem
der Tote gefunden wurde, einem Zimmer auf der Gebäuderückseite,
das sich gegen ein Ecktürmchen öffnet.
Sachschaden in den Hunderttausenden
Den Schaden, den der Brand anrichtete, bezifferte die
Kantonspolizei nach ersten Schätzungen auf rund 200 000 Franken.
Laut Thomas Hofstetter, Leiter Administration des Lenzburger Stadtbauamtes,
dürfte die Summe jedoch noch erheblich grösser werden.
Nicht nur ist die oberste Etage samt Dachstock völlig ausgebrannt.
Auch in den unteren drei Stockwerken dürfte das Löschwasser
die Holzböden, Holzverkleidungen und Einbauschränke stark
in Mitleidenschaft gezogen haben. Die Feuerwehr konnte hingegen
alle Ausstellungsobjekte aus den unteren Stockwerken in Sicherheit
bringen. Das im Jahr 1902 erbaute Haus, war 1984 sanft renoviert
und zu einem Zweifamilienhaus umgebaut worden. Die Stadt wollte
es demnächst zum Verkauf ausschreiben. Was nun mit dem als
kommunal schützenswerte Baute geltenden Haus in der Nachbarschaft
der so genannten Hero-Gründer-Villen passiert, ist noch nicht
absehbar. Vorerst gelte es, die entstandenen Schäden zu beurteilen,
sagte Hofstetter. Den letzten Kontakt zu Muff habe man gehabt, als
dieser darum bat, seine ursprünglich bis Ende März terminierte
Ausstellung verlängern zu können, was ihm auch gewährt
wurde. Im Verhältnis zwischen Stadt und Künstler gab es
laut Hofstetter keine Probleme.
Ein belastender Einsatz
für die Feuerwehr
Wie Feuerwehr-Einsatzleiter Fritz Frey erklärte,
leisteten seine Leute gestern einen sehr belastenden Einsatz. Ihnen
stehen denn auch besonders geschulte Feuerwehrkameraden, so genannte
Peers, zur Verfügung, die ihnen bei Bedarf bei der Verarbeitung
des Erlebten helfen können.
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