mehr am 02.05.2007
Aargauer Zeitung 26. April 2007

IN BRAND Der oberste Stock der unter Schutz stehenden Fabrikantenvilla an
der Angelrainstrasse stand in Vollbrand, als die Feuerwehr vor Ort eintraf. PETER BURI

Feuerwehr findet Leiche in Villa Häusler

Lenzburg Noch wird untersucht, ob das Opfer ein Holzbildhauer ist, der seine Werke im Haus ausstellte

Was bei einem Feuerwehr-Grosseinsatz gestern in Lenzburg zunächst nur zu befürchten war, wurde bald zur Gewissheit. Feuerwehr und Rettungsdienst mussten nach dem Löscheinsatz einen Leichnam aus dem völlig ausgebrannten obersten Stock der Villa Häusler bergen.

ALOIS FELBER

Es war um 6.15 Uhr, als Anwohner des ehemaligen Fabrikantenwohnhauses an der Angelrainstrasse 6 gestern den Brand bemerkten. Dichter Rauch stieg aus dem herrschaftlichen Haus, das der Stadt gehört. Das Gebäude stand zwar seit Ende letzten Jahres leer. Doch die Stadt hatte es unlängst dem Holzbildhauer Mü (alias Heinz) Muff zur Verfügung gestellt, der darin noch bis Ende April seine Werke ausstellte. Deshalb war von Anfang an nicht auszuschliessen, dass sich noch jemand im Haus befand, wie der Lenzburger Feuerwehr-Einsatzleiter Fritz Frey erklärte. Er war als einer der Ersten auf dem Brandplatz. Man sei sofort ins Haus hineingegangen und habe es abgesucht, so Frey. Allerdings standen der oberste Stock und der Dachboden bereits in Vollbrand, und ein Vordringen dorthin war nicht mehr möglich. Die Flammen schlugen zu diesem Zeitpunkt denn auch schon auf der ganzen Breite aus dem Dach heraus. Die Rauchfahne des Brandes war von weither zu sehen. Der andernorts in Lenzburg wohnende Holzbildhauer galt vorerst als vermisst.

Löschtrupp stiess auf Leichnam

Um das Feuer einzudämmen, starteten die Feuerwehrleute einen massiven Innenangriff. Nach der zusätzlichen Alarmierung der Feuerwehren Staufen und Chestenberg standen insgesamt 13 Atemschutztrupps im Einsatz. Von aussen wurden sie unter anderem mit der Autodrehleiter unterstützt. Laut Frey war der Brand nach etwa einer halben Stunde unter Kontrolle. Die weiteren Lösch- und Nachlöscharbeiten sollten aber noch bis in die Mittagsstunden andauern.

Dabei wurde kurz vor 8 Uhr zur Gewissheit, was zuvor nur vermutet werden konnte. Im Haus gab es ein Todesopfer. Im obersten Stock traf ein Atemschutztrupp aus Staufen beim Vorrücken auf eine männliche Leiche. Feuerwehr- und Rettungsdienstleute mussten den Toten bergen. Ob es sich dabei tatsächlich um den vermissten Holzbildhauer handelte, konnte die Polizei gestern allerdings noch nicht bestätigen. Zur Identifizierung muss eine DNA-Analyse durchgeführt werden. Auch blieben die Todesursache und die Ursache des Brandes vorerst noch im Dunkeln. Die Hintergründe der Feuersbrunst sind damit noch völlig unklar, wie Kapo-Informationschef Rudolf Woodtli betonte. Auch zur Frage, ob ein Suizid stattgefunden hat, konnte die Polizei noch nichts sagen. Laut Woodtli lokalisierten die Brandermittler jedoch den Brandherd im gleichen Raum, in dem der Tote gefunden wurde, einem Zimmer auf der Gebäuderückseite, das sich gegen ein Ecktürmchen öffnet.

Sachschaden in den Hunderttausenden

Den Schaden, den der Brand anrichtete, bezifferte die Kantonspolizei nach ersten Schätzungen auf rund 200 000 Franken. Laut Thomas Hofstetter, Leiter Administration des Lenzburger Stadtbauamtes, dürfte die Summe jedoch noch erheblich grösser werden. Nicht nur ist die oberste Etage samt Dachstock völlig ausgebrannt. Auch in den unteren drei Stockwerken dürfte das Löschwasser die Holzböden, Holzverkleidungen und Einbauschränke stark in Mitleidenschaft gezogen haben. Die Feuerwehr konnte hingegen alle Ausstellungsobjekte aus den unteren Stockwerken in Sicherheit bringen. Das im Jahr 1902 erbaute Haus, war 1984 sanft renoviert und zu einem Zweifamilienhaus umgebaut worden. Die Stadt wollte es demnächst zum Verkauf ausschreiben. Was nun mit dem als kommunal schützenswerte Baute geltenden Haus in der Nachbarschaft der so genannten Hero-Gründer-Villen passiert, ist noch nicht absehbar. Vorerst gelte es, die entstandenen Schäden zu beurteilen, sagte Hofstetter. Den letzten Kontakt zu Muff habe man gehabt, als dieser darum bat, seine ursprünglich bis Ende März terminierte Ausstellung verlängern zu können, was ihm auch gewährt wurde. Im Verhältnis zwischen Stadt und Künstler gab es laut Hofstetter keine Probleme.

Ein belastender Einsatz für die Feuerwehr

Wie Feuerwehr-Einsatzleiter Fritz Frey erklärte, leisteten seine Leute gestern einen sehr belastenden Einsatz. Ihnen stehen denn auch besonders geschulte Feuerwehrkameraden, so genannte Peers, zur Verfügung, die ihnen bei Bedarf bei der Verarbeitung des Erlebten helfen können.