Todesfall bei Zunfthausbrand
Zimmerleuten
Historisches Wirtshaus am Limmatquai wurde ein Raub der Flammen
Beim
Brand des Zunfthauses zur Zimmerleuten am Limmatquai kam ein Feuerwehrmann
uns Leben. Das historische Haus wurde weitgehend zerstört.
ALFRED BORTER
Schock bei der Zürcher Feuerwehr: Ein Feuerwehrmann
ist gestern bei der Bekämpfung eines verheerenden Brands im
historischen Zunfthaus zur Zimmerleuten ums Leben gekommen. Einen
Todesfall während eines Einsatzes hatte es in der rund 90-jährigen
Geschichte der Feuerwehr der Stadt Zürich noch nie gegeben,
wie Stadträtin Esther Maurer als Vorsteherin des Polizeidepartements
sichtlich betroffen bekannt gab. Ausserdem wurden sieben Feuerwehrleute
verletzt, glücklicherweise nicht allzu schwer.

Mit allen verfügbaren Mitteln
Wie von Rudolf Krauer, Direktor von Schutz und Rettung,
und Bereichsleiter Peter Wullschleger zu erfahren war, löste
die automatische Brandmeldeanlage, die direkt mit der Brandwache
verbunden ist, um 23.28 Uhr einen Einsatz der Feuerwehr aus. Rasch
wurde klar, dass es sich um ein Grossereignis handelte, es wurden
immer mehr Einsatzkräfte vor Ort beordert. Es ging darum, nicht
nur den Brand selber zu löschen, sondern auch die umliegenden
Häuser der Altstadt vor einem Übergreifen des Feuers zu
bewahren. «Wir waren mit sämtlichen verfügbaren Mitteln
dort», sagte Wullschleger, auch Rettungsfahrzeuge wurden am
Limmatquai stationiert.
Und diese brauchte man bald: Als nämlich ein dreiköpfiger
Trupp andere Kameraden ablöste, die das Feuer im Innern des
Zunfthauses bekämpften, stürzte völlig überraschend
der Dachstock ein. Zwei Männer wurden von den Balken eingeklemmt.
Während einer rasch gerettet werden konnte, kam für den
zweiten jede Hilfe zu spät. Durch herumfliegende Teile wurden
auch Feuerwehrleute verletzt, die sich vor dem Haus aufhielten.
Unwirkliche Szenerie
Beim ums Leben gekommenen Feuerwehrmann habe es sich um einen
umsichtigen und erfahrenen Truppführer gehandelt, sagte Kramer.
Er habe schon mehrere tausend Einsätze geleistet. Er hinterlässt
eine Frau und zwei Kinder.
Peter Wullschleger erwähnte, er habe es fast nicht glauben
können, was er sah, als er das Haus betrat. Im Restaurant im
ersten Stock war alles noch unversehrt, die Gedecke waren schon
für die nächsten Gäste vorbereitet; die schön
gefalteten weissen Servietten fielen ihm besonders auf. Und einen
Stock höher herrschte das Chaos mit all den verkohlten Balken.
Die Feuerwehr versuchte den ganzen Tag über, die letzten Brandnester
zu finden und unschädlich zu machen. Rauchschwaden, vermischt
mit Löschwasserdampf, zogen gegen das Grossmünster. Das
Haus selber konnte am Nachmittag, nachdem sich zwei Kamine leicht
in Richtung Limmatquai geneigt hatten, nicht mehr betreten werden.
Aber das Zunfthaus zum Rüden gleich daneben hatte keinen Schaden
genommen. Sogar die drei Fahnen über dem Eingang wiesen keine
Brandspuren auf, sie flatterten im Wind, wie wenn nichts gewesen
wäre. |