Lenzburg verkauft Brandruine
VILLA HäUSLER Käufer für das beschädigte, unter kommunalem Denkmalschutz stehende Gebäude gesucht
Nach den Ferien wird die von einem Brand arg beschädigte Villa Häusler in Lenzburg zum Verkauf ausgeschrieben. Thomas Hofstetter vom Lenzburger Bauamt hofft auf einen Erlös von gegen 700 000 Franken. Zusammen mit den Versicherungsleis-tungen, die von der Aargauischen Gebäudeversicherung offeriert und vom Stadtrat akzeptiert wurden, käme die Stadt insgesamt auf einen Erlös von gegen 1,2 Millionen Franken. Dafür sollte die Villa vor dem Brand verkauft werden. Das 1902 erstellte Gebäude steht unter Denkmalschutz. (sch)
| |
TRAGöDIE EINES HOLZBILDHAUERS
Der Brand, der am frühen Morgen des 25. April 2007 die Villa Häusler an der Angelrainstrasse 6 in Lenzburg verheerte, ist auf eine Tragödie zurückzuführen. Holzbildhauer «Mü» Muff hatte sich selber mit Feuer das Leben genommen und damit das ganze Haus in Flammen aufgehen lassen. Muff hatte die leerstehende Villa, deren Verkauf von der Stadt bereits beschlossen war, für seine letzte Ausstellung gemietet. Nachdem Anwohner um 6.15 Uhr bemerkt hatten, dass aus dem Dach der Villa Flammen züngelten und Rauch aufstieg, und die Feuerwehr den Brand weitgehend gelöscht hatte, fand ein Atemschutztrupp der Feuerwehr Staufen im obersten Geschoss eine Leiche. Die anfängliche Vermutung wurde nach der Auswertung einer DNA-Analyse zur Gewissheit: Bei der Leiche handelte es sich um Mü Muff, der seit dem Brand vermisst worden war.
Die Villa, die zu einer schützenswerten Gebäudegruppe gehört, sollte in jener Woche zum Verkauf ausgeschrieben werden, in der das Feuer ausbrach. Seither liefen Abklärungen, was mit der arg in Mitleidenschaft gezogenen Villa passieren sollte. Nach dem Entscheid des Lenzburger Bauamtes wird nach den Ferien eine neue Ausschreibung erfolgen. (sch) |
Die Villa Häusler wird als eine Brandruine verkauft
LENZBURG
Die Stadt akzeptiert die Schadensdeckung durch die Gebäudeversicherung und wird nach den Ferien nach Kaufinteressenten suchen.
PETER SCHMID
Das Lenzburger Bauamt hat beschlossen, die durch ein Feuer am 25. April dieses Jahres arg beschädigte Villa Häusler als Brandruine zu verkaufen. Thomas Hofstetter, Leiter Administration des Bauamtes, hofft auf einen Erlös in der Höhe von gegen 700 000 Franken. Damit würde Lenzburg zusammen mit der Versicherungsleistung keine finanzielle Einbusse erleiden.
700 000 Franken für eine Brandruine, deren Dach und das dritte Obergeschoss durch das Feuer total zerstört wurden, sind kein Pappenstiel. Hofstetter verweist aber darauf, dass zur Villa ein Grundstück von fast 1700 Quadratmeter gehört und dass sich die Schäden in den unteren zwei Stockwerken wider Erwarten in Grenzen hielten.
NICHT ALLES ZERSTöRT
Es waren vor allem die hölzernen Böden, Wände, Türen und Treppen, die der 1902 erbauten Villa ihr besonderes Cachet verliehen. Unmittelbar nach dem Brand äusserte Hofstetter in einem Gespräch mit der AZ die Befürchtung, dass Brandspuren und Wasserschäden auch diese historischen Werte böse in Mitleidenschaft gezogen hätten. Diese Befürchtung erwies sich glücklicherweise weitgehend als grundlos. Die aufwändigen Aufräumungsarbeiten mit dem Absaugen des Wassers, das die Böden zentimeterhoch bedeckte, die Entfernung des stinkenden Brandschutts und die schadensmindernden Massnahmen, beispielsweise mit dem Entfernen von Türen und Rahmen, durch die Feuerwehr sowie der warme, trockene Mai sorgten dafür, dass sich die Schäden in Grenzen hielten. Zudem hält seit dem Brand ein Notdach die Unbilden der Witterung fern.
STADT AKZEPTIERT VERSICHERUNG
Ob die Stadt finanziell tatsächlich mit einem blauen Auge davonkommt, lässt sich zum jetzigen Zeitpunkt nur schwer abschätzen. Ers-tens wird man abwarten müssen, ob der erhoffte Verkaufspreis von gegen 700 000 Franken tatsächlich erzielt werden kann. Von der Versicherung bereits gedeckt wurden die Aufräumarbeiten. Demnächst rechnet man mit der Auszahlung des Zeitwerts am Schadenstag, d. h. mit dem Wert, den die Villa nach dem Brand noch hatte. Erst nach dem Wiederaufbau durch einen Käufer wird die Differenz zwischen Zeitwert und Neuwert zur Auszahlung fällig. Ohne Wiederaufbau würde die Versicherung diese Differenz nicht auszahlen. Alle Gelder von der Versicherung fliessen in die Stadtkasse und nicht etwa an den Käufer. Der Wiederaufbau wäre ganz allein seine Sache. Hofstetter hofft, dass man insgesamt auf die rund 1,2 Millionen Franken käme, die man vor dem Brand für die Villa zu lösen hoffte.
VORGABEN DES DENKMALSCHUTZES
Die Villa steht auch als Brandruine nach wie vor unter kommunalem Denkmalschutz. Es war deshalb ja für die Stadt von Anfang an klar, dass ein Abbruch nicht in Frage kommen kann. Der Wiederaufbau durch einen Käufer müsste deshalb nach den Vorgaben des kommunalen Denkmalschutzes erfolgen. Die Bauordnung legt dazu fest: «Bei Bauvorhaben, welche die kommunal schutzwürdigen Gebäude betreffen, ist vor der Projektierung das Bauamt zu konsultieren.» Hofstetter legt das so aus, dass äusserlich das stattliche Erscheinungsbild der einstigen Fabrikantenvilla nicht verändert werden darf. Das würde beispielsweise bedeuten, dass das behäbige Walmdach, das völlig zerstört wurde, rekonstruiert werden müsste, ebenso der Eckturm mit dem markanten Steilwalmdächlein. Im Innern hingegen wären die Bauherren frei. |
|